Rückblick: Online-Veranstaltung "Impfen in Thüringen: Chancen, Motivation, Möglichkeiten"
am 18. November 2025
Mit den kalten Monaten verbinden unsere Unternehmen meist auch einen erhöhten Krankenstand, der seine Ursache in der Grippe oder anderen Erkältungskrankheiten hat. In diesem Teil unserer Republik haben wir immer noch eine recht hohe Impfquote. Seit der Corona-Pandemie hat jedoch auch hier die Skepsis und Impfmüdigkeit zugenommen.
Passend zur Jahreszeit haben wir uns deshalb in unserer virtuellen Veranstaltung dem Thema rund um das Impfen gewidmet, um aufzuklären, Fragen zu beantworten und Zweifel auszuräumen. Wir sind auch der Frage nachgegangen, woher die Skepsis rührt und wie wir ihr begegnen können. Gerade diese Frage beschäftigt auch unsere Unternehmen.
In seiner thematischen Einführung brachte es Robert Büssow, Landesgeschäftsführer der BARMER in Thüringen, auf den Punkt. "Kleiner Pieks - große Wirkung: Nach dem sauberen Trinkwasser und der Einführung von Kläranlagen ist das Impfen der größte 'Booster' für die Vermeidung von Infektionskrankheiten gewesen."
Beim Blick auf die Thüringer Krankenstandsstatistik verwies er auf die bereits Ende August gehäuften Krankschreibungen wegen Atemwegserkrankungen. Zum Glück handelte es sich dabei meist um leichte Erkältungen. Die Welle die Fehlzeiten infolge einer Corona- oder Grippe-Infektion wird sich bekanntermaßen aber schon zum Jahresende in den Statistiken niederschlagen. Robert Büssow machte zudem deutlich, dass mit Impfungen auch andere Erkrankungen vermieden werden können, z. B. Tetanus, Masern. Dass auch hier das Impfen einen positiven Effekt hat, zeigen beispielsweise die stark zurückgegangenen Masernfälle in Deutschland - von jährlichen knapp 1 Million in den 1980er Jahren bis zum heutigen kaum messbaren Stand.
Herr Büssow wies darauf hin, dass die Impfquoten in den Gesundheits- und Pflegeberufen leider auch nicht höher liegen als im Durchschnitt der Bevölkerung.
Dr. Sarah Eitze, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institut for Planetary Health Behavior an der Universität Erfurt, gab einen Überblick über Trends und Fakten zur Grippeimpfung. Sie ging ferner der Frage nach, wie Menschen ihre Impfentscheidung treffen? Studien zeigen 7 wesentliche Gründe: Vertrauen, Sorglosigkeit, Barrieren (im Alltag), Kosten-Nutzen-Abwägung, Gemeinschaftsschutz, Orientierung an Empfehlungen und Verschwörungsglaube.
Dr. Dietrich Bülow, langjähriger Betriebsarzt der BARMER a.D., sprach über die Herausforderungen und Chancen beim Impfen im Betrieb. Erster Ansprechpartner sollte stets der Betriebsarzt oder die Betriebsärztin sein, weil die Beschäftigten ihn oder sie in der Regel durch arbeitsmedizinische Vorsorgen und Eignungsuntersuchungen gut kennen. Das führt zu einer Vertrauensbasis. Die Bestellung des benötigten Impfstoffes ist problemlos in der jeweiligen Apotheke per Rezept im Auftrag des Betriebes durch den Betriebsarzt/die Betriebsärztin möglich oder andere Mediziner, die die Impfaktion im Unternehmen durchführen. Dr. Bülow machte deutlich, dass bei diesem Thema eine klare und motivierende Kommunikation im Betrieb entscheidend ist. Er brachte des Weiteren die sogenannte "Impfpass-Sprechstunde" ins Gespräch, die bei den teilnehmenden Unternehmensvertretern auf Interesse stieß. Dabei können die Beschäftigten ihren gesamten Impfstatus von ihrem Betriebsarzt oder ihrer Be-triebsärztin prüfen lassen. Das kommt insbesondere denjenigen Beschäftigten zugute, die selten zum Arzt gehen.
Was viele vielleicht nicht wissen: Die Grippeimpfung schützt nicht nur vor Grippe, sondern kann das Risiko für Demenz in Hochrisikogruppen signifikant reduzieren, z.B. bei Personen mit chronischer Nierenerkrankung, chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung oder Gefäßerkrankungen. Wiederholte Influenza-Impfungen waren mit einem deutlich stärkeren Schutz vor Demenz assoziiert. Das belegt eine Studie aus Taiwan. Diese Impfung kann zudem das Herz-Kreislauf-Risiko senken.
Zum Impfen im Betrieb gab Dr. Bülow praktische Hinweise und betonte die Vorteile für Unternehmen und deren Beschäftigten.
Die Hinweise, wie wir das Setting Betrieb noch besser nutzen können, um möglichst viele Menschen auf einmal zu immunisieren, kamen gut bei den Teilnehmenden an.
Fazit: Wir müssen vor allem Barrieren abbauen (Wie komme ich zum Arzt?), an die Vernunft und das Verantwortungsbewusstsein appellieren und Vertrauen schaffen (Sorgen nicht abtun, sondern auf die Faktenlage verweisen). Für Betriebsärzte stehen die Abrechnungsverträge der Fachgesellschaften DGAUM und VDBW mit der Gesetzlichen Krankenversicherung bereits zur Verfügung. Gemeinsam sollten wir aber nach Lösungen suchen, dass der Verwurf möglichst gering ist und die Betriebsärzte nicht auf den Kosten für ungenutzte Impfdosen sitzen bleiben.
Lossiusstraße 1
99094 Erfurt
E-Mail: info@angt.de
Tel.: 0361 6759-0
Fax: 0361 6759-222
Mo-Do: 8-17 Uhr, Fr: 8-15 Uhr