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Verbandsmitteilungen

Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände Thüringens präsentieren Jahresumfrage

"Chancen in der Krise: Neustart 2021?" titelt die Jahresumfrage der Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände Thüringens zur wirtschaftlichen Entwicklung: Aufträge, Produktivität und Umsätze rückläufig / starke Einbrüche in der Automobilindustrie / Pandemiekonzepte in den Firmen bewährt / beschleunigte Digitalisierung in Firmen / Pandemiebewältigung braucht bessere und schnellere Impfstrategie

Heute stellten die Thüringer Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände die Jahresumfrage "Chancen in der Krise: Neustart 2021?" vor.

VWT-Präsident Hartmut Koch: "Für die Thüringer Wirtschaft war es ein dramatisches Jahr. Die Corona-Pandemie hat die Wirtschaft vor große Herausforderungen und starke Einbrüche gestellt. Erste Erholungen der Industrie zeigten sich im Spätsommer. Allerdings wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, wie sich die Lockdowns seit Ende des vergangenen Jahres auswirken."

Koch erläuterte, dass in der Industrie 2020 Aufträge, Produktivität und Umsätze in fast allen Branchen rückläufig waren. Das bestätigen auch die Zahlen des Thüringer Landesamtes für Statistik. Die Umsätze im Inland sanken 2020 um 1,6 Milliarden Euro (8,6 Prozent) auf 17,3 Milliarden Euro. Die Exporte sanken um 951 Millionen Euro bzw. 8,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Fast alle Branchen erreichten bis November 2020 die Vorjahreswerte nicht. Einige wenige Branchen steigerten ihre Umsätze. Dazu gehörten auch die Nahrungs- und Futtermittelindustrie, die pharmazeutische Industrie und der Onlinehandel. Insbesondere in der Automobilindustrie brachen Umsätze um 810 Millionen Euro, fast 20 Prozent ein.

Hartmut Koch verwies darauf, dass in den Firmen auf der Basis von Pandemiekonzepten gearbeitet und alles zum Gesundheitsschutz der Beschäftigten getan werde. Veränderte Produktionsabläufe, Pausen- und Schichtzeiten gehören dazu. Neue Verordnungen der Thüringer Landesregierung, die sehr kurzfristig, oft mit unklaren Formulierungen erlassen werden, stellen die Firmen vor zusätzliche Herausforderungen, betrieblichen Abläufe zu organisieren. "Insgesamt bewältigen die Firmen das seit März gut, wenn auch mit erhöhtem logistischem Aufwand und zusätzlichen Kosten. Dass die Konzepte funktionieren, belegen die geringen Infektionszahlen in der Produktion von zwei bis vier Prozent, die das RKI meldet", sagte der VWT-Präsident.

Auch 2021 stehe die wirtschaftliche Entwicklung in Thüringen weiter unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie, so Koch weiter, die Dienstleistungsbranche wie Restaurants, Friseure, Einzelhändler und die Veranstaltungsbranche leben zunehmend von der Substanz - in geringem Maße von staatlicher Unterstützung. Die Überbrückungshilfen sollten eigentlich dazu dienen, die nächsten Wochen zu überstehen, allerdings seien die Zugangshürden oft zu hoch, die Auszahlungen verlaufen schleppend und zu spät.

"Dennoch könnte die Industrie den Lockdown im Vergleich zum Frühjahr 2020 besser überstehen. Dafür müssen Grenzen offen bleiben, Wertschöpfungsketten und Weltwirtschaft müssen sich stabilisieren und Fahrt aufnehmen. Die langanhaltenden Lockdowns werden die Erholung der Wirtschaft verzögern. Unklar ist noch, welche langfristigen Schäden die Lockdowns verursachen werden und wie viele Unternehmen Insolvenz anmelden müssen. Entscheidend ist, dass die medizinische Situation unter Kontrolle bleibt, genügend Impfstoff zur Verfügung steht und die Impfungen deutlich schneller vorangehen, um weitere Lockdowns zu vermeiden. Sobald die Infektionsschutzmaßnahmen gelockert werden, wird die Erholung der Wirtschaft nur langsam in Gang kommen. Alle führenden Wirtschaftsinstitute rechnen damit, dass das Vorkrisenniveau frühestens Ende 2021 bis Mitte 2022 erreicht werden könnte. Aktuell ist die Stimmung bei den Unternehmen schlechter als die Prognosen der Ökonomen", sagte Hartmut Koch.

Weitere Ergebnisse der Umfrage zeigen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf betriebliche Belange: Befragt zum Konjunkturpaket der Bundesregierung im Sommer 2020, bewertete dies ein Drittel der Unternehmen positiv, knapp ein Viertel negativ. Letzteres hängt mit Umsetzungsproblemen und nicht passgenauer Vergabe zusammen. Mit zunehmenden Erfahrungen in der Krisenbewältigung formulierten die Firmen Unterstützungswünsche deutlich: Dazu gehören vorrangig liquiditätssichernde Maßnahmen wie die Senkung von Unternehmenssteuern (53 Prozent) und die zusätzliche Senkung von Sozialversicherungsbeiträgen (47 Prozent). Weiter benötigen sie Unterstützung beim Zugang zu digitaler Infrastruktur (50 Prozent).

"2021 steht Digitalisierung und Rationalisierung im Zentrum. Zu den drei wichtigsten Maßnahmen zählen die Betriebe Digitalisierung (67 Prozent), Rationalisierung von Geschäftsprozessen (57 Prozent) und den Ausbau von Online-Aktivitäten (42 Prozent). Die Corona-Pandemie beschleunigte bei manchen Firmen die Digitalisierung, löste aber keine Digitalisierungswelle aus. Das lag daran, dass die einen (42,4 Prozent) bereits entsprechende Investitionen getätigt hatten und bei gut einem Drittel (35,6 Prozent) bestand aufgrund der Unternehmensausrichtung kein Bedarf an weiterer Digitalisierung der produktiven Bereiche", sagte Koch.

2020 waren 347.000 Beschäftigte von Kurzarbeit betroffen, fast jeder fünfte. "Die veränderten Regeln für Kurzarbeit und die Verantwortung der Thüringer Arbeitgeber sorgten dafür, dass die Beschäftigten vorwiegend in Arbeit bleiben konnten und Arbeitsplätze erhalten wurden", machte Koch deutlich.

Abschließend verwies der VWT-Präsident darauf, dass die Thüringer Wirtschaft 2021 vor drei großen Herausforderungen steht:

  1. Die wirtschaftliche Bewältigung der Corona-Pandemie. Hier braucht die Wirtschaft eine klare Perspektive. Entscheidend ist, dass die medizinische Situation unter Kontrolle bleibt, genügend Impfstoff zur Verfügung steht und die Impfungen deutlich schneller vorangehen, um weitere Lockdowns zu vermeiden. 2021 werden Insolvenzen und Arbeitsplatzabbau nicht ausbleiben.
  2. Weitere Digitalisierung und Rationalisierung von Geschäftsprozessen
  3. Passende Fachkräfte zu finden, bleibt trotz Corona-Krise weiter ein Thema, denn die demografische Situation ist weiter angespannt.

Die komplette Umfrage finden Sie hier.

Dr. Ute Zacharias
Verbandssprecherin
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