Zur Zukunft der Thüringer Produktion: Aktuelle Konjunkturumfrage des IWT - Institut der Wirtschaft Thüringens im Auftrag der Thüringer Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände im November 2022.
VWT-Hauptgeschäftsführer Stephan Fauth: "Der hohe Kostendruck verunsichert Thüringer Unternehmen enorm, Verlagerungen werden überlegt – Entlastungen müssen unbürokratisch kommen"
Noch ist die Auftragslage der Thüringer Unternehmen weitgehend gut, doch die hohen Kosten von Energie und Material belasten die Unternehmen weiter enorm. Das führt zu Nachteilen im internationalen Wettbewerb für den Standort. Das belegt eine aktuelle Konjunkturumfrage des IWT - Institut der Wirtschaft Thüringens im Auftrag der Thüringer Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände im November 2022. Noch sind Lieferprobleme vorhanden, allerdings beruhigt sich die Lage allmählich auf mäßigem Niveau. Aktuell beträgt die durchschnittliche Auslastung 7,5 Monate und befindet sich damit noch auf hohem Niveau. Einige Betriebe berichten von einem möglichen "Vorholeffekt" einzelner Aufträge, dort wo es möglich ist, aus Angst vor weiter steigenden Preisen. Vor diesem Hintergrund werden Investitionen weiter zurückgestellt. In unsicheren Zeiten halten sich die Unternehmen hier zurück.
"Trotz der schwierigen Lage ist der Arbeitsmarkt stabil und die Betriebe halten angesichts des Fachkräftemangels ihre Beschäftigten soweit wie möglich. Die unabsehbare Kostendynamik beunruhigt die Thüringer Unternehmen unverändert. 40 Prozent von ihnen können die Auswirkungen nicht absehen", so Stephan Fauth. Mehr als ein Zehntel befürchtet ein Ende des Geschäftsbetriebes binnen eines Jahres. Die Preisentwicklung beeinflusst die Planungen der Unternehmen deutlich. Befragt nach dem Blick auf den Standort Thüringen geben 19 Prozent an, die Produktion gedrosselt oder unterbrochen zu haben, 12 Prozent denken über eine Verlagerung des gesamten Unternehmens aus Thüringen nach und knapp zehn Prozent erwägen Unternehmensteile oder Arbeitsplätze zu verlagern; 21 Prozent bleiben in Thüringen, planen aber nur noch Investitionen außerhalb des Freistaates. 45 Prozent der Befragten planen nur Investitionen in Thüringen. Hier handelt es sich um kleine Mittelständler, die in Thüringen verwurzelt sind und nicht verlagern können.
In dieser Situation stellen auch 57 Prozent der befragten Firmen notwendige Zukunftsinvestitionen in ökologische Transformationsprozesse zwangsweise zurück, 24 Prozent tun das nicht und 18 Prozent beschleunigen diese Vorhaben. Knapp 83 Prozent der befragten Thüringer Unternehmen rechnen mit spürbaren Verlusten in der Thüringer Industrie, beispielsweise durch das Schließen von Zulieferern, Arbeitsplatz- oder Produktionsverlagerungen. Mehr als ein Drittel der Befragten (36 Prozent) gehen davon aus, dass die geplanten Entlastungsmaßnahmen der Bundesregierung die Unternehmen spürbar entlasten und ein Drittel rechnet damit, dass sie helfen werden, Unternehmenspleiten zu verhindern.
"Die Umfrage zeigt, dass die Thüringer Wirtschaft derzeit stark von Verunsicherungen geprägt ist. Beunruhigend sind die Überlegungen zu Verlagerungen von Standorten, Arbeitsplätzen oder Investitionen. Das würde den Standort Thüringen deutlich schwächen. Entscheidend ist jetzt, dass die angekündigten Entlastungen der Bundesregierung schnell und unbürokratisch ausgereicht und von den angekündigten Hilfen der Thüringer Landesregierung ebenfalls – wie in Corona-Zeiten – unterstützt werden", sagte VWT- Hauptgeschäftsführer Fauth.
Befragt wurden die in der Bürogemeinschaft handelnden Verbände Verband der Metall- und Elektro-Industrie in Thüringen (VMET), der Allgemeine Arbeitgeberverband Thüringen (AGVT), der Arbeitgeberverband Nahrung und Genuss Thüringen (ANGT) und der Verband der Wirtschaft Thüringens (VWT). Die Arbeitgeberverbände repräsentieren 254 Firmen mit 47.076 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, davon 1.805 Auszubildende. An der Umfrage beteiligten sich 55 Betriebe mit 10.297 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, davon 64 Auszubildende.
Hinzu kommen die Einschätzungen von neun in Thüringen vertretenen Verbänden. Die Rücklaufquote beträgt 24,9 Prozent. Die Umfrage wurde vom 8. bis 22. November 2022 durchgeführt.
Alle Ergebnisse der Umfrage finden Sie hier:
Dr. Ute Zacharias
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